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ver.di rief zum Streik bei der Deutschen Welle auf
An beiden Standorten, Bonn und Berlin, wurde am Mittwoch 13.11. gestreikt. Der Warnstreik in Berlin dauert noch an bis Donnerstag 2 Uhr, am Standort Bonn bis 6 Uhr. Allein am Standort Berlin beteiligten sich etwa 350 Beschäftigte an dem Ausstand. Gut besucht waren dann auch die Kundgebungen.
Rednerinnen und Redner bekräftigten die Forderung von ver.di nach einem Gesamtvolumen von 10,5%. Da die Preissteigerungen der letzten Jahre im Verhältnis vor allem niedrige und mittlere Gehälter und Honorare hart treffen, fordert ver.di eine tarifliche Erhöhung in einem für alle Gehaltsgruppen gleichen Festbetrag. Vorstandsmittglied Anke Miltenberger erläuterte die finanziell prekäre Situation vieler Beschäftigter der DW eindrucksvoll am Beispiel der Assistenzen. Die Deutsche Welle bietet bislang lediglich eine jährliche Erhöhung um 2,4% an, verteilt auf 25 Monate. Auch verweigert sie dringend nötige Verbesserungen beim Bestandsschutz für Freie und mehr Jobsicherheit für befristet Beschäftigte. Dies wurde von Rednerin Marina Caba Rall deutlich kritisiert.
Bei der gesamten Deutschen Welle kam es zu zahlreichen Sendeausfällen. Im Fernsehprogramm lief von Mittwoch früh bis spät in der Nacht kein aktuelles Programm. Unter anderem wurden Studios, Schnitträume und Schalträume bestreikt. Auch zahlreiche in ver.di organisierte Journalist*innen, Sprecher*innen und Moderator*innen beteiligten sich an den Streiks. Die Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz wurde nicht übertragen. Einen Streik in dieser Breite hat es bei der Deutschen Welle, wenn überhaupt, lange nicht gegeben. In vielen Sprachen entschuldigte sich der Sender bei den Nutzerinnen und Nutzern.
Die Beethovenstadt Bonn kam auf besondere Weise zu Ehren: Mit einer eigens auf die Situation der Beschäftigten der Deutschen Welle, die Forderungen von ver.di und die zuweilen unbeholfene Innenrepräsentation der "Welle" zugeschnittenen Version der "Ode an die Freude". Ursprünglich ein Trinklied des Schwaben Schiller, durch Beethoven zur Bekanntheit gebracht, schwappte es in der ver.di - Neufassung von Bonn am 13.11.2024 auch auf die Schwabenmetropole Berlin über. In je nach Standort unterschiedlicher Interpretation erfreute die "Oder an die Welle" die Kolleg*innen und machte deutlich: Wir lassen nicht locker und wenn es sein muss, kommen wir wieder. Die Kolleginnen und Kollegen jedenfalls sind nicht nur sing- sondern auch streikbereit.
Die Pressemitteilung von ver.di dazu:
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Belegschaft der Deutschen Welle (DW) in Bonn und Berlin am Mittwoch, 13. November 2024, zu einem ganztägigen Streik auf. Nach sechs Runden stocken die Verhandlungen. ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter und Honorare um 10,5 Prozent, um die Kaufkraftverluste der letzten Jahre auszugleichen. Bei der DW arbeiten rund 1.800 festangestellte und 2.000 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern.
„Besonders wichtig ist den festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gerechte Verteilung. Deshalb fordert ver.di Festbetragserhöhungen, bei der alle vom selben Erhöhungsbetrag profitieren,“ sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen. Thema in den Verhandlungen ist auch ein besserer Schutz und mehr Sicherheit für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Beendigungen und Einschränkungen ihrer Beschäftigung.
„Angesichts globaler Krisen, Kriege und politischen Verwerfungen wächst die Bedeutung der Deutschen Welle und der Arbeit der dort Beschäftigten für qualitativ hochwertigen und unabhängigen Journalismus. Das erfordert einerseits eine gesicherte Finanzierung des öffentlichen deutschen Auslandssenders, damit die festangestellten und freien Kolleginnen und Kollegen ihrem Programmauftrag weiterhin in vollem Umfang nachkommen können. Dazu ist andererseits aber auch ein rascher Tarifabschluss notwendig, der das Engagement und die Qualität der Arbeit der Beschäftigten angemessen honoriert“, so Schmitz-Dethlefsen.